Gesundheit
27.11.2025
Prädiabetes
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Die stille Gefahr, die selbst Sportler kennen sollten!
Alle acht Sekunden stirbt ein Mensch weltweit aufgrund seiner Diabetes-Erkrankung. In Europa hat einer von zehn Erwachsenen Diabetes. Allein in Deutschland, hat sich die Zahl der an Diabetes erkrankten Erwachsenen (20-79 Jahre) in den letzten 20 Jahren von 2,6 Mio. auf 6,5 Mio. mehr als verdoppelt, und es gibt eine nicht unerhebliche Dunkelziffer noch nicht diagnostizierter Diabetes. Neben diesen dramatischen Zahlen stellt Diabetes auch eine große Belastung für das Gesundheitssystem dar. Allein die direkten Krankheitskosten betragen in Deutschland 21 Milliarden Euro pro Jahr, hinzu kommen indirekte Kosten wie Arbeitsunfähigkeit und Frühberentung. Diese Zahlen unterstreichen die Bedeutsamkeit einer umfassenden Herangehensweise an diese Thematik, die sowohl die weltweite Dimension der Erkrankung als auch ihre spezifischen Auswirkungen in Deutschland berücksichtigt.
Trotz der erschreckenden Zahlen ist ein mangelndes Bewusstsein in der Gesellschaft sicher immer noch ein entscheidender Faktor gegen eine rechtzeitige Bekämpfung von Prädiabetes.
Viele Menschen sind sich der Ursachen, die zu Diabetes führen können, einfach nicht bewusst, dazu zählen im Übrigen auch Sportler.
Nachfolgend ein Auszug typischer Ursachen:
- Zeitmangel: In einer schnelllebigen Welt haben viele Menschen nicht genug Zeit, um gesunde Lebensgewohnheiten wie regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf zu praktizieren. Dies kann zu einem erhöhten Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes führen.
- Gewohnheiten: Ungesunde Routinen und Gewohnheiten wie schlechte Ernährung und fehlende körperliche Aktivität haben einen direkten Einfluss auf die Gesundheit. Ungesunde Gewohnheiten wie zu viel Zucker und zu wenig oder unangemessene Bewegung können das Risiko für Prädiabetes erhöhen.
- Arbeitsbedingungen: Stressige Jobs, lange Arbeitszeiten und monotone sowie sitzende Tätigkeiten können das Risiko einer Vielzahl von Gesundheitsproblemen, einschließlich Prädiabetes, erhöhen. Ein gesundes Umfeld der Arbeit und Möglichkeiten zur körperlichen Betätigung sind wichtige Säulen der Vorbeugung.
- Psychische Faktoren: Stress, Angst und Depression können sich negativ auf das Gesundheitsverhalten sowie den Stoffwechsel auswirken. Mentale Gesundheit ist ein wichtiger Faktor der Gesamtgesundheit und sollte nicht vernachlässigt werden.
- Auswirkungen der Digitalisierung: Die zunehmende Digitalisierung hat zu Veränderungen im Lebensstil geführt, die häufig mit einer geringeren körperlichen Aktivität und einem erhöhten Verzehr verarbeiteter Lebensmittel einhergehen. Die Zeit vor dem Bildschirm kann sich auch auf Ihren Schlaf und Ihr Stresslevel auswirken.
Was ist Prädiabetes?
Prädiabetes ist oft eine Vorstufe des Typ-2-Diabetes. Prädiabetes ist ein Zustand, bei dem die Blutzuckerwerte höher als normal, aber noch nicht ausreichend hoch genug sind, um als Diabetes klassifiziert zu werden. Dieser Zustand ist ein Alarmsystem des Körpers, das auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten und Schlaganfällen hinweisen kann.
Trotz seiner Bedeutung bleibt dieser Zustand oft unbemerkt und unbehandelt.
Ohne angemessenen Lebensstil oder Lebensbereichsänderungen kann Prädiabetes zu Typ-2-Diabetes fortschreiten. Erhöhte Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenschädigungen sind weitere mögliche Langzeitfolgen. Prädiabetes gilt jedoch als potenziell gut beherrschbar. Die Entstehung von Prädiabetes ist multifaktoriell bedingt. Zu den Hauptfaktoren zählen Übergewicht, vornehmlich das gefährliche Bauchfett, Bewegungsmangel, eine ungesunde Ernährung, genetische Prädispositionen und bestimmte gesundheitliche Bedingungen wie das metabolische Syndrom.
Die Früherkennung von Prädiabetes ist entscheidend, um vorbeugende Schritte ergreifen zu können. Dazu zählen eine gesunde, ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Bewegung und gegebenenfalls eine Körperfettreduktion. Ein gesunder Lebensstil ist die effektivste Vorbeugung von Typ-2-Diabetes.
Wie wird Prädiabetes festgestellt?
Prädiabetes wird in der Regel durch eine Blutuntersuchung festgestellt.
Der HbA1c-Test, der den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über die letzten zwei bis drei Monate misst, sowie der Nüchtern-Blutzucker-Test und der orale Glukosetoleranztest (OGTT) sind gängige Methoden. Ein HbA1c-Wert von 5,7% bis 6,4% sowie ein Nüchtern-Blutzuckerwert von 100 bis 125 mg/dl gelten als Indikatoren für einen manifestierten Prädiabetes.
Der GMI, eine neuere Methode, die anhand von Daten aus kontinuierlichen Glukosemessungen (CGM) den geschätzten HbA1c-Wert, unser sogenanntes Blutzuckergedächtnis berechnet, kann für Menschen, die regelmäßige Blutzuckermessungen durchführen, insbesondere für Athleten, nützlich sein. Der GMI bietet eine kontinuierliche Überwachung des Glukosespiegels, die bei der Optimierung von Training und Ernährung helfen kann. Allerdings weist der GMI gewisse Einschränkungen in der Genauigkeit auf und sollte daher eher als Ergänzung und nicht als Ersatz für den HbA1c-Wert angesehen werden.
Prädiabetes bei Leistungssportlern
Interessanterweise ist Prädiabetes bei Leistungssportlern keine Seltenheit. Obwohl Leistungssportler in der Regel aktiv und fit sind, was das Risiko für Prädiabetes stark senkt, ist Training allein keine Garantie gegen die Entwicklung dieser Stoffwechselstörung.
Ursachen und Risikofaktoren bei Athleten können sein:
- Genetische Veranlagung: Eine familiäre Vorbelastung mit Typ-2-Diabetes ist ein Hauptrisikofaktor, der durch den Lebensstil nicht vollständig ausgeschaltet werden kann
- Ungesunde Ernährung: Trotz des hohen Energiebedarfs kann eine unausgewogene, zuckerreiche oder fleischlastige Ernährung, die typisch für die allgemeine Bevölkerung ist, auch bei Sportlern zur Insulinresistenz beitragen. Zum Beispiel können Energy-Drinks oder andere zuckerhaltige Getränke, die manchmal im Sport konsumiert werden, problematisch sein
- Körperfettverteilung (Bauchfett): Auch bei normalem Körpergewicht kann eine ungünstige Verteilung des Körperfetts, insbesondere viel gefährliches Bauchfett (viszerales Fett), das Risiko erhöhen
- Intensives Training und Stress: Exzessives oder unangemessenes Training kann den Körper belasten. Stress (z. B. durch Wettkämpfe oder langes, intensives Training) kann zur Ausschüttung von Adrenalin führen, was vorübergehend den Blutzucker erhöhen kann.
- Unentdeckte Stoffwechselstörungen: Prädiabetes kann auch die Folge einer unentdeckten, zugrunde liegenden Stoffwechselstörung sein.
Umgang als Leistungssportler mit Prädiabetes
Der Umgang mit Prädiabetes basiert auf einer intensiven Lebensstil-Intervention und sollte immer in Absprache mit einem qualifizierten Diabetesteam oder einem Sportmediziner erfolgen.
Schwerpunkte sollten sein:
- Ernährungsanpassung: Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Mischkost ist empfehlenswert. Es sollte auf zuckerhaltige Getränke verzichtet werden. Bei insulinbehandeltem Diabetes (Typ 1, der ebenfalls Prädiabetes-Symptome zeigen kann) ist eine genaue Abstimmung der Kohlenhydratzufuhr und des Insulins auf das Training entscheidend.
- Training und Bewegung:
- Fortsetzung der Aktivität: Regelmäßige Bewegung und Sport sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung und können die Insulinresistenz verbessern und das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, verringern. Kombination aus Kraft- und Ausdauertraining: Die Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining gilt als besonders wirksam zur Verbesserung des Glukosestoffwechsels, da Muskelzellen viel Glukose verbrauchen und die Insulinsensitivität steigt.
- Blutzuckerkontrolle: Bei starker Belastung und bei mit Insulin behandelten Athleten ist eine häufige Blutzuckerkontrolle (vor, während und nach dem Sport) unerlässlich, um Unter- und Überzuckerungen zu vermeiden. Bei Prädiabetes ist das Risiko für Hypoglykämie geringer, es sollte aber trotzdem für alle Eventualitäten Kohlenhydrate bereitgehalten werden.
Ist Prädiabetes für Leistungssportler nachteilig?
Prädiabetes bedeutet nicht, dass der Leistungssport aufgegeben werden muss. Regelmäßige sportliche Aktivität wirkt sich sogar positiv auf den Stoffwechsel aus. Selbst Athleten mit manifestem Typ-1-Diabetes können eine erfolgreiche Profikarriere verfolgen. Allerdings besteht bei intensivem Training das Risiko von Blutzuckerschwankungen. Dies erfordert eine sorgfältige Steuerung der Kohlenhydratzufuhr und, falls nötig, der Medikation.
Bei manifestem Diabetes (Typ 1) können Unterzuckerungen während oder bis zu 14 Stunden nach dem Training auftreten (Muskelauffülleffekt), was im Hochleistungssport ein Risiko darstellt. Die Notwendigkeit der ständigen Überwachung und Steuerung des Stoffwechsels kann zusätzliche mentale Belastung und Aufwand im Trainingsalltag bedeuten und den eigentlichen Fokus verschieben.
Fazit
Prädiabetes ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko, das oft unerkannt bleibt und symptomlos verläuft. Durch mehr Aufklärung, regelmäßige medizinische Kontrollen und einen gesunden Lebensstil kann das Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes jedoch signifikant verringert werden. Sportler sind nicht davor geschützt.
Es ist eine Chance, die Segel anders zu setzen und den Kurs zu ändern, bevor es zu spät ist wie bei einem Schiffsunglück. Die Sensibilisierung für Prädiabetes ist ein wichtiger Schritt, um die steigende Zahl von Diabetesfällen weltweit einzudämmen und selbst gesund zu bleiben.
Stefan Fischer
Der Autor
Stefan Fischer ist seit 2019 an der Deutschen Berufsakademie Sport und Gesundheit (dba) in Baunatal tätig. Die dba bietet vom Tagesseminar über Trainerausbildungen bis hin zum dualen sportwissenschaftlichen Studium zahlreiche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für den Sport- und Gesundheitsbereich.
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